Banken und Sparkassen unterliegen immer mehr Vorschriften und Regelungen zum Eigenkapital und zur Kreditvergabe. Dadurch wird es für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) immer schwieriger, ein Darlehen zu erhalten. Die Kreditinstitute verlangen eine Vielzahl an Unterlagen und der Antragsteller muss viel Zeit für die Bankgespräche einplanen. In einigen Fällen kommt der Kredit nur durch die Stellung von Sicherheiten zustande oder der Kreditnehmer muss höhere Zinsen als Risikoaufschlag zahlen. Viele mittelständische Unternehmen suchen daher eine alternative Finanzierung. Dieser Ratgeber stellt die wichtigsten alternativen Finanzierungsformen für den Mittelstand vor:
- Factoring
- Finetrading
- Leasing
- Crowdfunding
Finanzierung Mittelstand durch Factoring
Factoring ist der Verkauf von Rechnungen mit Zahlungsziel an ein Factoringunternehmen. Der Forderungsverkauf hat für den Kreditor mehrere Vorteile:
- Der Verkäufer kann seinen Kunden großzügige Zahlungsziele von 30 bis 90 Tagen einräumen.
- Die schnelle Abwicklung durch den Factor steigert die Liquidität innerhalb weniger Tage.
- Beim Full Service Factoring geht das Ausfallrisiko auf den Factor über.
- Der Factoringanbieter übernimmt die Debitorenbuchhaltung.
- Der Forderungsverkauf verkürzt die Bilanz und sorgt für ein besseres Rating.
- Für das Factoring müssen keine Sicherheiten gestellt werden.
Neben den zahlreichen Vorteilen müssen die Kreditoren diese Nachteile beachten:
- Für das Factoring fallen Gebühren und Zinsen an.
- Einige Kunden sind irritiert, wenn sie beim offenen Factoring an den Factor und nicht an den Verkäufer zahlen sollen.
Wareneinkauf finanzieren durch Finetrading
Im Unterschied zum Factoring setzt die alternative Finanzierung Finetrading schon beim Wareneinkauf an. Beim Finetrading sind diese drei Parteien beteiligt:
- Unternehmen als Kunde
- Lieferant
- Finetrader als Zwischenhändler
Das Unternehmen handelt mit dem gewohnten Lieferanten die Konditionen für den Einkauf von Waren oder Rohstoffen aus. Nachdem der Finetrader zugestimmt hat, erfolgt die Bestellung. Der Finetrader bezahlt die Rechnung innerhalb der ausgehandelten Zahlungsfrist. Gleichzeitig stellt er dem Unternehmen eine Rechnung mit einem Zahlungsziel von 90–120 Tagen aus. Dadurch gewinnt das Unternehmen Zeit, die es zur Produktion und zum Verkauf der Produkte nutzen kann.
Die Nachteile beim Finetrading sind:
- Der Finetrader berechnet Gebühren und Zinsen für die Vorfinanzierung.
- Der Zwischenhändler muss in die IT-Systeme des Käufers implementiert werden.
- Die Bestellungen müssen ein bestimmtes Mindestvolumen aufweisen.
Leasing: Betriebsmittel durch Mietkauf finanzieren
Beim Leasing als alternative Finanzierung schließen Leasingnehmer und Leasinggeber einen Vertrag über eine Nutzungsüberlassung ab. Unternehmen können diese Betriebsmittel leasen:
- Maschinen
- Werkzeuge
- Fahrzeuge
- Hardware und Software
- Immobilien
Die geleasten Gegenstände bleiben das Eigentum des Leasinggebers. Der Leasingnehmer ist berechtigt, die Leasingobjekte bestimmungsgemäß zu benutzen. Dafür zahlt das Unternehmen eine Leasingrate an den Leasinggeber. Die Leasingraten können von der Steuer abgesetzt werden und die geleasten Gegenstände werden nicht in der Bilanz aufgeführt. Es entstehen keine Schulden für den Kauf der Objekte und die Eigenkapitalquote bleibt unverändert. Das schont die Liquidität des Leasingnehmers und die regelmäßige Leasingrate sorgt für Planungssicherheit.
Die Nachteile liegen in den hohen Gesamtkosten im Vergleich zu einem Kauf. Der Leasingnehmer wird nicht Eigentümer der Objekte. Er kann sie weder verkaufen noch vorzeitig zurückgeben, weil der Leasingvertrag in der Regel nicht kündbar ist. Häufig gibt es auch Probleme bei der Rückgabe der geleasten Gegenstände. Wenn der Leasinggeber Schäden reklamiert, muss der Leasingnehmer die Reparaturkosten zahlen oder für Ersatz sorgen.
Crowdfunding: alternative Finanzierung durch Schwarmfinanzierung
Crowdfunding oder Crowdfinanzierung ist eine relativ junge alternative Finanzierung für KMU. Auf speziellen Internetplattformen können die Investoren zwischen diesen Schwarmfinanzierungen wählen:
- Crowdinvesting: Zahlreiche Anleger investieren geringe Beträge in ein Unternehmen und erhalten dafür Zinsen.
- Crowdfunding: Viele Investoren kaufen Unternehmensanteile und werden am Gewinn beteiligt.
- Crowdlending: Ein Schwarm von Anlegern vergibt gemeinsam einen Kredit an ein Unternehmen. Die Kreditgeber erhalten das angelegte Kapital plus Zinsen in regelmäßigen Raten zurück.
Um das Geld von vielen Anlegern zu erhalten, muss der Unternehmer sich und seine Firma auf den jeweiligen Online-Marktplätzen entsprechend präsentieren. Es kann lange Zeit dauern, bis das gewünschte Kapital zusammenkommt. Außerdem gehen die Anleger das Risiko ein, dass sie bei einer Insolvenz des Unternehmens ihr Geld verlieren. Das Risiko gleichen die Gläubiger häufig durch höhere Zinsen oder Beteiligungen aus. Dadurch steigen die Kosten für diese alternative Finanzierung für KMU.