Der Verkauf offener Forderungen an einen Factor bietet dem verkaufenden Unternehmen, auch als Kreditor bezeichnet, verschiedene Vorteile. Sämtliche Factoringarten beinhalten eine Finanzierungsfunktion durch die Vorfinanzierung offener Rechnungen. Die weiteren Factoring Funktionen hängen von der gewählten Factoringart ab:
- Echtes Factoring: Der Factor übernimmt das Ausfallrisiko.
- Unechtes Factoring: Das Ausfallrisiko bleibt beim Kreditor.
- Inhouse Factoring: Der Kreditor führt das Forderungsmanagement selbst aus.
- Full Service Factoring: Der Factor übernimmt das Forderungsmanagement.
Finanzierungsfunktion: Schnelle Umsatzfinanzierung
Die Finanzierungsfunktion von Factoring hat den großen Vorteil, dass der Kreditor das Geld aus dem Verkauf unmittelbar nach Entstehen der Forderung enthält. Die schnelle Liquidität kann zur fristgemäßen Begleichung eigener Rechnungen, zum Schuldenabbau oder für Investitionen genutzt werden. Dadurch ist der Verkäufer in der Lage, seinen Kunden lange Zahlungsziele von bis zu 90 Tagen anzubieten.
Außerdem verkürzt der Forderungsverkauf die Bilanz und verbessert das Rating bei Banken und Geschäftspartnern. Die nach dem Verkauf ausgestellte Rechnung wird online bei dem Factor eingereicht und sofort bearbeitet. Das garantiert eine schnelle Überweisung von circa 80 % der Rechnungssumme. Die restlichen 20 % behält der Factor bis zum Erreichen des Zahlungsziels ein. Der Einbehalt dient unter anderem als Sicherheit, falls es zu einem nachträglichen Rabatt für den Käufer oder zu einem Mangelabzug kommt.
Delkrederefunktion: Übernahme des Ausfallrisikos
Die meisten Unternehmen entscheiden sich für echtes Factoring, bei dem der Factor das Delkredererisiko übernimmt. Dadurch ist der Verkäufer zu 100 % vor einem Forderungsausfall geschützt. Wenn der Käufer seiner Zahlungsverpflichtung bei Fälligkeit der Rechnung nicht nachkommt, trägt der Factor den Schaden in voller Höhe. Um das Risiko von Zahlungsausfällen zu minimieren, unterzieht der Factoringanbieter jeden Debitor einer gründlichen Bonitätsprüfung. Diese Prüfung findet sowohl bei Abschluss des Factoringvertrages als auch anschließend einmal im Jahr statt. Der Verkäufer ist durch die regelmäßige Überprüfung laufend über die Bonität der Käufer informiert und kann sich rechtzeitig von zahlungsunfähigen oder zahlungsunwilligen Kunden trennen.
Dienstleistungsfunktion: Übernahme des Forderungsmanagements
Für Einzelunternehmer oder Start-ups gehört die Abgabe des Forderungsmanagements zu einer der wichtigsten Factoring Funktionen. Bei einer Rechnung mit Zahlungsziel muss der pünktliche Zahlungseingang überwacht werden. Wenn der Käufer nicht zahlt, müssen Mahnungen und Inkassomaßnahmen folgen. Diese Arbeiten halten den Unternehmer von anderen Aufgaben ab oder verursachen Lohnkosten für eine eigene Buchhaltung. Mit Abgabe an den Factor spart sich der Kreditor diese Kosten und kann sich auf die zuverlässige Erledigung des Forderungsmanagements verlassen.
Wenn sich ein Unternehmen für Full Service Factoring entscheidet, berechnet der Factor für die Übernahme der drei Factoring Funktionen Gebühren. Die Kosten fallen jedoch häufig geringer aus als die Zinsen für einen Kredit plus die Kosten für eine eigene Buchhaltungsabteilung und Aufwendungen für Inkassomaßnahmen.