Ein liquides Unternehmen kann jederzeit seinen fälligen Zahlungsverpflichtungen in voller Höhe nachkommen. Das bedeutet, dass die laufenden Kosten aus dem Guthaben auf dem Geschäftskonto oder aus anderen Mitteln bezahlt werden können. Die Liquidität zu sichern, gehört daher zu den wichtigsten Aufgaben der Finanzplanung. Doch wie können Unternehmen die Liquidität sichern und welche Maßnahmen eignen sich besonders dazu? Diese und weitere Fragen beantworten wir in diesem Ratgeber.
Was ist Liquidität?
Um die Liquidität eines Unternehmens zu bestimmen, setzt die Betriebswirtschaftslehre drei verschiedene Liquiditätsgrade an:
- Liquidität 1. Grades oder Barliquidität
- Liquidität 2. Grades oder Einzugsliquidität
- Liquidität 3. Grades oder Umsatzliquidität
Die Liquidität 1. Grades, auf Englisch auch als Cash Ratio bezeichnet, zeigt an, ob eine Firma ihre kurzfristigen Verbindlichkeiten aus dem Kassenbestand, dem Guthaben auf dem Geschäftskonto sowie durch Schecks und schnell veräußerbare Wertpapiere begleichen kann. Bei den kurzfristigen Verbindlichkeiten handelt es sich um offene Lieferantenrechnungen mit einer Laufzeit von maximal einem Jahr. Nur wenige Unternehmen verfügen über so viel Barvermögen, dass sie sämtliche Verbindlichkeiten daraus bezahlen können. Daher sehen Experten einen Liquiditätsgrad von 20 %–30 % als ausreichend an, um die Liquidität zu sichern.
Bei der Liquidität 2. Grades wird das Guthaben eines Unternehmens um den restlichen Wertpapierbestand und die kurzfristigen Forderungen gegenüber den Debitoren der Firma ergänzt. Um die Liquidität zu sichern, liegt der Richtwert nach Meinung von Fachleuten bei 100 %–120 %. Dieser Liquiditätsgrad wird auch kurzfristige Liquidität oder auf Englisch Acid Test Ratio genannt.
Die Liquidität 3. Grades setzt das gesamte Umlaufvermögen eines Unternehmens ins Verhältnis zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten. Das Umlaufvermögen setzt sich zusammen aus:
- Kassenbestand und restliches Barvermögen
- Kontoguthaben, auch auf Konten bei der Bundesbank
- sonstiges Geldvermögen
- der gesamte Wertpapierbestand
- Forderungen gegen Dritte
- sonstige Vermögensgegenstände
- Vorräte
Die Liquidität 3. Grades oder Current Ratio sollte zwischen 125 % und 150 % liegen, damit ein Unternehmen langfristig seine Liquidität sichern kann.
Kurzfristige Liquidität berechnen
Um die kurzfristige Liquidität zu berechnen, können Sie diese Formel nutzen:
Liquide Mittel in der Kasse und auf den Konten + kurzfristige Forderungen + schnell zu verkaufende Wertpapiere
kurzfristige Verbindlichkeiten
Wenn Sie das Ergebnis mit 100 multiplizieren, erhalten Sie die Liquidität 2. Grades für Ihr Unternehmen. Falls der Liquiditätsgrad unter 100 % liegt, sollten Sie die kurzfristige Liquidität verbessern, um für die Zukunft die Liquidität zu sichern.
Wie Sie die kurzfristige Liquidität verbessern
Unternehmen benötigen kurzfristige Liquidität, um unter anderem diese regelmäßigen Kosten zu decken:
- Löhne und Gehälter
- Beiträge zu Sozialversicherungen
- Miete für Geschäftsräume oder Produktionshallen
- Kreditraten
- Leasingraten für Fahrzeuge, Computer und Maschinen
- Versicherungsbeiträge
- Reisekosten für Kundenbesuche
- Tankkosten für Auslieferungen
Für diese Fixkosten muss jeden Monat genug Geld vorhanden sein. Um die kurzfristige Liquidität zu verbessern, stehen den Unternehmen verschiedene Maßnahmen zur Verfügung. Die Lösungswege unterteilen sich hauptsächlich in die Bereiche Einsparungen und Schulden. Damit ist gemeint, dass eine Firma entweder ihren Kontokorrentkredit auf dem Geschäftskonto erhöhen oder durch Einsparungen die kurzfristige Liquidität verbessern kann.
Die Einsparungen betreffen vor allem diese Bereiche:
- Einkaufskosten senken durch geringere Einkaufsmengen oder die Suche nach einem günstigeren Anbieter
- Gehaltsausgaben und Lohnnebenkosten durch Personalabbau verringern
- Vorräte und Lagerbestand reduzieren
- Reisekosten senken durch Online-Veranstaltungen
- Miete für das Ladenlokal oder die Produktion durch einen Umzug sparen
- günstigere Versicherungsanbieter suchen
- Alternativen zu einem Bankkredit wie Leasing oder Factoring nutzen
Langfristig Liquidität sichern mit diesen Maßnahmen
Damit Ihr Unternehmen viele Jahre erfolgreich am Markt tätig ist, sollten Sie nicht nur die kurzfristige Liquidität sichern. Auch langfristig gibt es zur Sicherung der Liquidität einige Beispiele, wie die folgende Aufstellung zeigt:
- Kosten senken durch Outsourcing der Debitorenbuchhaltung, beispielsweise an einen Factoringanbieter im Rahmen von Full Service Factoring
- Erhöhung der Eigenkapitalquote durch Gewinnrücklagen, Beteiligungen oder Factoring
- Außenstände reduzieren durch ein effektives Mahnwesen, wie Sie es auch beim Full Service Factoring erhalten
- Zahlungsausfälle minimieren, indem Sie offene Forderungen an einen Factoringanbieter verkaufen, der auch das Ausfallrisiko übernimmt
Unterschied zwischen Liquidität und Bonität
Gibt es zwischen Liquidität und Bonität einen Unterschied? Ja, es besteht ein Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen. Gleichzeitig gibt es aber auch Gemeinsamkeiten zwischen den beiden wichtigen Finanzkennzahlen im Geschäftsleben. Das zeigt sich in der Definition von Bonität, die vor allem von diesen beiden Faktoren bestimmt wird:
- Liquidität des Schuldners, um seinen Zahlungsverpflichtungen fristgemäß und in voller Höhe nachzukommen.
- Wille des Zahlungspflichtigen, seine Schulden zu begleichen.
Bonitätsprüfung wichtig zur Sicherung der Liquidität
Die Bonitätsprüfung der Debitoren ist ein wichtiger Schritt für Unternehmen, die ihre eigene Liquidität sichern möchten. Nur zahlungsfähige und zahlungswillige Kunden sollten eine Rechnung mit Zahlungsziel erhalten. Ansonsten besteht das Risiko eines Zahlungsausfalls, der auch die Liquidität des Kreditors gefährden kann. Die Bonitätsprüfung der Debitoren ist zeitaufwendig und mit Kosten verbunden. Die Debitorenbuchhaltung muss regelmäßig Auskünfte bei Wirtschaftsauskunfteien wie Schufa, Creditreform oder Bürgel einholen. Außerdem muss das bisherige Zahlungsverhalten der Kunden dokumentiert werden.
Wenn Ihnen die Zeit oder das Personal für diese wichtige Aufgabe fehlt, können Sie das Debitorenmanagement einschließlich der Bonitätsprüfung der Debitoren auslagern. Dazu stehen Ihnen darauf spezialisierte Finanzdienstleister oder Factoringunternehmen zur Verfügung. Beim Factoring gehört die regelmäßige Überprüfung der Debitoren, die einmal im Jahr erfolgt, zu den Dienstleistungen, die Ihnen der Factor neben der Finanzierungsfunktion und der Delkrederefunktion anbietet.